Ein Manifest in 10 Objekten.

#9 Kasten

CARTE BLANCHE
ANTONIO SCARPONI • 27.11.2018

Lesen Sie das Manifest in unserem ersten Artikel #1 Sessel.

Der Kasten von Thoreau. Am 14. Juli 1845 unternimmt der achtundzwanzigjährige Henry David Thoreau, allein und zu Fuss, eine Wanderung in einen Wald rund um den Walden-See, einem unberührten und wilden Ort. Dort baut er eine Hütte, in der er zwei Jahre lang leben wird. Hier entsteht sein Buch über die Suche nach der intimen Beziehung, die ein Mensch zwischen der Natur und sich selbst herstellen sollte, um der Entpersonalisierung der modernen Gesellschaft zu widerstehen.

Unter anderem liefert Thoreau präzise Hinweise zu den Massen und zur Bauweise seines Hauses, der Einrichtung und zu den Kosten. Die romantische Idee, in einem Wald oder in einer Art von Hütte zu leben, allein und weit weg vom Rest der Welt, hat auch viele andere fasziniert. Um zur einige zu nennen: Heidegger, Wittgenstein, Adorno, Le Corbusier, Unabomb und, nicht zuletzt, mich selbst, auch wenn nur in einem gewissen Masse.

Kästen sind dazu da, Geheimnisse zu verbergen. Das können Liebhaber, Skelette oder einfach nur Unterwäsche sein. Ich frage mich, welche Geheimnisse wohl der Kasten von Thoreau enthielt. Vielleicht eine neue Idee des Wohnens, oder des Aufbewahrens von Geheimnissen. Diese Vorstellung vom Kasten von Thoreau gefällt mir.

A, B. Gerten in FSC zertifizierter Fichte, gehobelt, in unterschiedlichen Grössen. Die Profile mit 2.5 m Länge sind in jedem Heimwerkergeschäft (Coopbau, Jumbo, Migros DoIt, Bauhaus, etc.) erhältlich. Mit dieser Art von Schema können die Teile direkt im Geschäft durch den von den Händlern zur Verfügung gestelltem Service auf die gewünschte Länge zugeschnitten werden. Die Profile sollen möglichst gerade und mit wenigen Ästen sein.

C, D, E. Platten aus FSC zertifizierter Fichte der Klasse B. Herausgearbeitet aus einem Brett, Abmessungen: 1.8 x 40 x 200 cm.

F. Bohrer/elektrischer Schrauber, mit 3 mm-Holzbohrkrone

G. Hohlfräser ø 65 mm

H. Schraubenzieher; ein elektrischer Schrauber ist auf jeden Fall empfehlenswert

I. Bleistift

L. Ausziehbares Massband

M. Gipsschrauben, 3.5 x 35 mm, schwarz (wichtig!)

N. Scharniere für Holz, Bohrung ø 5 mm

Mit dem Bleistift (I) die auf beiden Enden eines Profils vom Typ B angegebenen Abmessungen markieren, wie in B und B1 dargestellt. Mit dem 3 mm-Bohrer für Holz (D), die Bohrungen an den angezeichneten Punkten ausführen. Es ist ratsam, das erste gebohrte Element als Schablone für die folgenden Bohrungen zu verwenden. Unter den Profilen sollten Verschnitte untergelegt werden, um die darunterliegende Fläche nicht zu beschädigen.

Die Bretter E wie dargestellt anzeichnen und die Löcher mit einem ø 3 mm-Bohrer für Holz ausführen. Sodann die Profile B wie in der Abbildung dargestellt anschrauben, d. h. mit einem Abstand von 2 cm zu jedem Ende des Brettes E.

Die Bretter E komplett mit den ihrerseits verschraubten Profilen B, an die Profile A anschrauben; diese dienen als Pfosten für den Kasten. Gleichzeitig die Bohrungen auf den Brettern C ausführen, wie in der Abbildung dargestellt.

Die Bretter C von innen her mit den Pfosten A verschrauben, wie in der Abbildung dargestellt.

Nun kann das andere Brett E im Inneren der durch die Profile A hergestellten Struktur angelehnt und, durch Aufsetzen auf die eben montieren Bretter C, immer von innen, auf das Profil A montiert werden.

Das dritte Brett E von hinten als Rückwand montieren, um die gesamte Struktur zu versteifen.

Mit dem Hohlfräser ø 65 mm, ein Loch in der Mitte der zwei Bretter D bohren. Gleichzeitig können auch die seitlichen Bohrungen mit dem 5 mm-Bohrer ausgeführt werden, um die Scharniere einzusetzen. Achtung: Hierbei die Anleitungen für den Scharniertyp beachten, den Sie gekauft haben. Es ist ratsam, eine ähnliche Art zu verwenden, wie in der Abbildung dargestellt.

Das ist der Kasten von Thoreau, genauso wie ich ihn mir vorstelle, bereit, seine und auch Ihre Geheimnisse aufzunehmen. Die Türen haben zwei Löcher. Und zwar deshalb, weil auch die Geheimnisse manchmal etwas Luft brauchen – ausser wenn Sie einen Liebhaber in ein Skelett verwandeln möchten. Aber keine Angst: Dieser Kasten ist klein, und selbst der (oder die) kleinste Liebhaber(in) findet nicht Platz darin. Das war auch nicht Thoreaus Absicht, der ein Leben in den Wäldern ganz ohne Gesellschaft gewählt hatte. Nach dem gleichen Prinzip und mit etwas Sorgfalt, können Sie aber auch einen grösseren (und schwereren) Kasten herstellen, in dem Sie weit mehr Geheimnisse unterbringen können.

Illustration: Antonio Scarponi