Bianca Sellnow • 29.03.2018

Wie Kleidung und Möbel durch innovative Naturfasern nachhaltiger werden

Natürliche Fasern sind grundsätzlich nachhaltiger als synthetische. Doch am Beispiel Baumwolle zeigt sich, dass auch manche Naturfasern die Umwelt deutlich belasten. Deshalb bringen Designer immer öfter Stoffe auf den Markt, die noch ökologischer sind. Wir zeigen die vielversprechendsten Angebote in der Übersicht.

Synthetische Fasern basieren meist auf fossilen Rohstoffen, und ihre Gewinnung verbraucht enorme Mengen an Energie. Naturfasern wie Baumwolle, Leinen oder Seide entstehen dagegen aus nachwachsenden Rohstoffen, was der Umwelt deutlich weniger schadet. Zudem lassen sich die natürlichen Fasern in der Regel mit geringerem Aufwand verarbeiten.

Dennoch können auch Naturfasern die Umwelt schädigen. Der Anbau von Baumwolle etwa belegt riesige Flächen und verbraucht enorme Mengen an Wasser und Pestiziden. Auf der Suche nach Alternativen tüfteln Designer immer öfter an neuartigen Fasern, die auf noch nachhaltigeren Rohstoffen basieren.

 

Welche innovativen Naturfasern gibt es?

Die Zahl neuer Naturfasern nimmt seit Jahren zu. Daraus entstehen Stoffe, die nur in ganz spezifischen Textilien eingesetzt werden können. Aber auch universelle Fasern sind dabei, die zu Stoffen für weite Anwendungsbereiche wie Kleidung oder Möbel verarbeitet werden.

SeaCellTM besteht beispielsweise aus Algen und ist eine Erfindung der smartfiber AG aus Rudolstadt in Deutschland. Diese innovative Naturfaser soll nicht nur sehr weich und deshalb angenehm zu tragen sein, sie soll bei Hautkontakt auch pflegend wirken. Zudem achten die Erfinder auf eine nachhaltige Ernte der Algen und eine schonende Verarbeitung.
Für ihre umweltfreundliche Herstellung wurden die Designer im Jahr 2000 sogar von der Europäischen Union mit dem European Environmental Award in der Kategorie «technology for sustainable developments» ausgezeichnet. Bisher wird die Naturfaser in Babykleidung, Unterwäsche, Handtüchern oder auch Schlafsäcken verwendet.

 

Kork ist zwar kein neues Material, neben dem Verschluss von Weinflaschen oder als Baustoff nutzen Designer ihn jedoch inzwischen auch als Alternative zu Leder. Der aus der Rinde der Korkeiche bestehende Rohstoff gelangt nach der Verarbeitung in Stoffen beispielsweise bereits in Schuhe, Taschen und Jacken, die teilweise täuschend echt nach Leder aussehen, wie etwa der Hersteller Sorbas Shoes zeigt.

Piñatex® heisst eine innovative Naturfaser, die aus Ananasblättern gewonnen wird. Die Erfinderin Dr. Carmen Hijosa ist eigentlich Expertin für Lederprodukte. Als sie bei einer Konferenz direkt mit den Auswirkungen der Lederproduktion auf die Natur konfrontiert wurde, begann sie nach einer ökologischen Alternative zu suchen.
Eine Lösung fand Hijosa in Blättern der Ananas, die als Abfallprodukt beim Anbau der Früchte anfallen. Die Erfinderin lässt daraus inzwischen Taschen, Schuhe oder auch Bezüge für Autositze fertigen.

Qmilk nutzt nur Milch aus Überproduktion, um daraus Textilien herzustellen. Die natürliche Faser kam auf, als die Erfinderin Anke Domaske nach chemisch unbehandelter Kleidung suchte. Dann entdeckte sie Milchproteine, die vor vielen Jahren bereits einmal in Textilien eingesetzt wurden.

Laut der Webseite von Qmilk sind die daraus gefertigten Stoffe besonders weich. Gleichzeitig sind es die einzigen Naturfasern mit speziellen Eigenschaften, wodurch sie sich unter anderem mit weiteren Naturfasern bestens verbinden lassen. Aus der Milchfaser entstehen unter anderem Kleider, Shirts und Bettwäsche.

 

Do You Green verkauft Unterwäsche, die aus Holz hergestellt wird. Das klingt vielleicht erst mal seltsam. Aber dieses französische Lingerie-Label setzt erfolgreich auf den nachwachsenden Rohstoff. Vom Aussehen her ähneln die Stoffe normaler Baumwolle. Die holzige Unterwäsche soll dabei aber nicht nur nachhaltiger als die etablierte Naturfaser sein, sondern auch bessere Trageeigenschaften besitzen.

 

Warum innovative Naturfasern noch nicht in allen Stoffen stecken

Gängige synthetische Stoffe wie Polyester oder auch Naturfasern wie Baumwolle sind extrem weit verbreitet. Vom Sofabezug, über die Tischdecke, bis hin zu Hosen, Taschen und Jacken, durchdringen sie fast alle unsere Lebensbereiche.

Mit den vergleichsweise geringen Mengen, in denen innovative Fasern bisher produziert werden, sind sie deshalb noch keine weitreichende Alternative zu den etablierten Fasern. Jedoch zeigen die innovativen Designer eindrucksvoll, aus was in Zukunft vielleicht bestimmte Nischenprodukte oder auch grundsätzlich Stoffe für unsere Möbel wie auch Kleider bestehen könnten.

Fotografie: Pinatex, Sea Cell, Qmilk