Ein Manifest in 10 Objekten:

#5 Liegestuhl

CARTE BLANCHE
ANTONIO SCARPONI • 28.06.2018

Lesen Sie das Manifest in unserem ersten Artikel #1 Sessel.

Sommer. Hitze. Dieser Liegestuhl wurde für zwei bestimmte Situationen entworfen, ich möchte damit aber nicht ausschliessen, dass er nicht auch noch für andere Situationen passt. Ich lade Sie ein, sie zu entdecken. Die erste Situation spielt sich am Abend ab: Stellen Sie sich vor, nach einem langen Tag an der Sonne ein kühles Glas Wein zu geniessen. Es liegt an Ihnen, ob Sie alleine oder in Gesellschaft sein möchten. Ich überlasse es Ihnen auch, die Art des Horizonts zu wählen. Die zweite Situation ist dagegen die „Siesta“. Dieser Moment der Siesta wird in Süditalien gelebt. Es ist dieser besondere Moment im Sommer, sofort nach dem Mittagessen und noch vor dem Espresso. Ein Moment, in dem die Zeit stillsteht, metaphysisch, still. Ein Raum-Zeit-Konzept, währenddessen nichts stattfinden kann, weil zu dieser Stunde alles misslingen würde. Und deshalb: Legen Sie sich hin und ruhen Sie sich aus. Schliessen Sie die Augen. Wenn Sie die Augen wieder öffnen, klappen Sie den Stuhl zusammen, legen Sie ihn zur Seite und lassen Sie den Rest der Welt an Ihrer Seite wieder loslegen.

A, B. Bretter aus gehobeltem, FSC-zertifiziertem Tannenholz, Dicke 20×45 mm, unterschiedliche Längen. Die Profile sind mit Längen von 1 oder 2,5 m in allen Baumärkten erhältlich (Coopbau, Jumbo, Migros DoIt, Bauhaus, usw.), die Stücke kann man nach dem vorliegenden Schema vor Ort im Baumarkt schneiden lassen. Die Profile sollen gerade, mit wenigen Knoten sein.
C. Bretter aus gehobeltem, FSC-zertifiziertem Tannenholz, Klasse B. Masse: 1.8 x 40 x 100 cm.
D. Bohrer/Akkuschrauber.
E. Gipskartonschrauben, 3.5×35 mm, Farbe Schwarz (wichtig).
L. Metermass mit ausziehbarem Massband.
G. 3 mm Holzbohrer.
H. Schraubendreher, empfohlen wird aber ein Akkuschrauber.
I. Stift.
L. Lochbohrer ø 80 mm.

Mit einem Bleistift (I) die angegebenen Masse an beiden Enden eines der Profile des Typs A anzeichnen. Legen Sie die Profile aufeinander und bohren Sie mit dem 3-mm-Holzbohrer (G) ein Loch. Legen Sie die Profile möglichst auf ein Zwischenstück auf, um eine saubere Bohrung zu erhalten.

Wiederholen Sie den Vorgang für die Profile B. Das heisst, bohren Sie mit dem Bohrer (G) im Abstand von 38,5 cm von einem der Enden und im Abstand von 1,5 cm von der Seitenkante ein Loch. Wie oben bereits vorgeschlagen, ist es empfehlenswert, das erste durchbohrte Element als Vorlage für die nachfolgenden Bohrungen nutzen. Legen Sie die Profile möglichst auf ein Zwischenstück auf, um eine Beschädigung der darunter liegenden Fläche zu vermeiden und eine saubere Bohrung zu erhalten.

Schrauben Sie das Profil A an eines der Enden der beiden B-Profile an. Nun schrauben Sie ein weiteres Profil bei 42.5 cm von der Grundfläche, dann ein weiteres bei 35 cm, aber auf den gegenüber liegenden Seite an.

Zeichnen Sie auf einer der Platten C die in der Zeichnung vorgegebenen Masse an. Bohren Sie mit einem 3-mm-Holzbohrer (G) ein Loch und mit dem Lochbohrer ø 80 bei 68 cm von der Grundfläche.

Schrauben Sie die durchbohrte Platte innen im Portal, das im Schritt IV zusammengebaut wurde, an. Die Platte ist genau in der Mitte anzubringen, dabei ist ca. 1 mm pro Seite freizulassen.

Setzen Sie die zweite Platte C in den Rahmen ein und positionieren Sie sie im Abstand von 47 Zentimetern vom Rahmen. Sie haben jetzt eine Verbindung mit der Sitzfläche Ihres Liegestuhls hergestellt.

Nachdem Sie die Sitzfläche in einem Abstand von 47 cm vom Rahmen platziert haben, nutzen Sie die vorher am B-Profil bei Schritt III angebrachten Bohrungen und führen Sie die Schrauben ein. Auf diese Art und Weise erhalten Sie ein Scharnier.

Mit diesem eben hergestellten Scharnier kann Ihr Liegestuhl zusammengeklappt werden. Nun sind Sie nach einer faulen kleinen Siesta bereit, die Welt um Sie herum wieder zum Drehen zu bringen.

Illustration: Antonio Scarponi