Zukunftslabor SPACE 10

Von Raphael Rossel • 24.03.2016

Südwestlich vom Kopenhagener Hauptbahnhof liegt zehn Minuten zu Fuss entfernt «Space 10». Wo früher Hummer verarbeitet wurden, werden heute Ideen entwickelt: Auf drei Stockwerken mit 1’000 m2 Fläche arbeiten um die 20 Kreative an dem, was morgen Alltag ist. Denn der von IKEA und der dänischen «Rebel Agency» lancierte Thinktank hat zur Aufgabe, die Zukunft urbanen Lebens zu erkunden und neue Modelle zu entwickeln.

Die Menschheit wächst, gerade in städtischen Gegenden. Laut einer im letzten Sommer veröffentlichten UNO-Studie werden im Jahr 2050 9,7 Milliarden Menschen auf der Welt leben, zwei von drei in Städten. Und bis ins Jahr 2100 rechnet die UNO – bei pessimistischem Szenario – mit einer Weltbevölkerung von 11,2 Milliarden. Zum Vergleich: aktuell leben 7,4 Milliarden Menschen auf der Erde.

Es stellen sich damit gewaltige Herausforderungen – und heute schon drängende Fragen. Wie lebt die Weltbevölkerung, wenn zwei Drittel davon in den Städten wohnt? Wie wird Landwirtschaft betrieben und die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln sichergestellt, wenn die Ausbreitung der Städte Acker- und Kulturland unter sich begräbt? Und: Was hat diese Entwicklung für Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir wohnen, arbeiten und uns ernähren?

Solche und ähnliche Fragen waren es auch, die zur Gründung des Space 10 geführt haben. Der Thinktank geht auf die Initiative von Torbjörn Lööf (Geschäftsführer Inter IKEA Systems), Carla Cammilla Hjort und Simon Caspersen (beide Rebel Agency) zurück. Mit Space 10 wollten die Initianten einen Ort schaffen, an dem auf experimentell-gestalterische Art diesen Fragen nachgegangen werden kann. Ohne dass dabei politische Sachzwänge berücksichtigt werden müssen.

Das Konzept hinter Space 10 lässt sich als kuratiertes Zusammenwirken und –treffen junger Designer/-innen und Kreativer verschiedenster Fachgebiete beschreiben. Neun Personen bilden das Kernteam, vereint im Bestreben, den ungewöhnlichen Ort zu bespielen. Mit Blick auf das übergeordnete Ziel, Lösungen und Dienstleistungen für eine bessere und nachhaltigere Zukunft zu suchen, setzen  sie Themenschwerpunkte fest und lassen diese durch Workshops, Ausstellungen, Vorträge und Lesungen sowie mit kollaborativen Gestaltungs-Projekten und Design-Residenzen reflektieren und erforschen. Mit diesen Versuchandordnungen verspricht sich letzlich IKEA Antworten und erste Anhaltspunkte für neue Produktideen.

Doch noch ist es dafür zu früh: Vorerst liegen verspielte Ansätze zu Methoden und Ideen vor. Zum Beispiel mit dem Stuhl, der einem zu verstehen gibt, wann es Zeit wäre, sich zu bewegen. Gespannt darf man auf die Resultate eines aktuellen Projekts sein: Im Space 10 wird an der Möglichkeit getüftelt, wie in der eigenen Wohnung eine Foodfarm betrieben werden kann. Über die Ergebnisse werden wir berichten, wer bis dahin mehr über die Projekte und Versuche im Space10 erfahren will, wird auf der Webseite von Space 10 fündig.