Ein Hotel nördlich des Polarkreises, das mehr Energie produziert als es verbraucht

PHILIP STEVENS, DESIGNBOOM • 28.02.2018

Snøhetta hat die Pläne für «svart» vorgestellt — das weltweit erste Hotel nördlich des Polarkreises, das mehr Energie produziert als es verbraucht. Nicht nur durch das Design wird der jährliche Energieverbrauch im Vergleich zu einem modernen Hotel um etwa 85 % gesenkt, sondern dieses Hotel produziert darüber hinaus auch selbst die von ihm benötigte Energie. Das Gebäude erstreckt sich vom Fusse des norwegischen Bergs Almlifjellet hinaus in die klaren Gewässer des Fjords Holandsfjorden. Die runde Form sorgt für einen Panorama-Ausblick und schafft eine direkte Verbindung zur natürlichen Umgebung.

Die runde Form des Gebäudes sorgt für einen Panorama-Ausblick.

Die Bauweise des Hotels greift die in der Region typische Architektur der «Fiskehjell» (einer A-förmigen Holzstruktur zum Trocknen von Fisch) und der «Rorbue» (einer traditionellen Art der saisonalen Fischerhütte) auf. Die Bezugnahme auf die Rorbue findet sich in der stützenden Struktur des Hotels, die aus witterungsbeständigen Holzpfählen gebaut wurde und mehrere Meter unter die Wasseroberfläche des Fjords reichen. Die Pfähle sorgen dafür, dass das Gebäude nur eine minimale Standfläche benötigt, und verleihen dem Gebäude dadurch ein fast schon durchscheinendes Aussehen.

Im Sommer übernehmen die Pfähle des Hotels eine zusätzliche Funktion als hölzerne Promenade, während im Winter die gleichen Holzstege zum Verstauen von Booten und Kayaks verwendet werden können. Die Umgebung des Hotels ist nur mit dem Boot erreichbar, und es gibt ausserdem Pläne, einen energieneutralen Boot-Shuttle von der nahegelegenen Stadt Bodø zum Hotel einzurichten. «In einer so wertvollen Umwelt zu bauen ist an ganz klare Bedingungen in Sachen Erhalt der natürlichen Schönheit und zum Erhalt der vor Ort vorhandenen Flora und Fauna geknüpft», sagt Kjetil Trædal Thorsen, Gründungsmitglied von Snøhetta. «Es war uns wichtig, ein nachhaltiges Gebäude zu entwickeln, das auf dieser wunderschönen, naturbelassenen Landschaft im Norden nur einen minimalen ökologischen Fussabdruck hinterlässt.»

«Es war uns wichtig, ein nachhaltiges Gebäude zu entwickeln, das auf dieser wunderschönen, naturbelassenen Landschaft im Norden nur einen minimalen ökologischen Fussabdruck hinterlässt.»

Aus ökologischer Perspektive wurden verschiedene Strategien verwendet, um dafür zu sorgen, dass das Hotel mehr Energie produziert als es selbst verbraucht. Zunächst hat Snøhetta detailliert untersucht, wie die Sonnenstrahlen sich im Jahresverlauf in der bergigen Umgebung verhalten, um dadurch die Energieausbeute zu maximieren. Das Ergebnis der Studie war eine wichtige Voraussetzung für das runde Design des Hotels, und auch die Zimmer, Restaurants und Terrassen des Hotels sind jeweils strategisch angeordnet worden, um die Energie der Sonne sowohl im Tagesverlauf als auch im Wechsel der Jahreszeiten bestmöglich auszunutzen.

Gleichzeitig ist das Dach des Hotels mit Solarzellen aus norwegischer Herstellung gedeckt, die mit sauberer Wasserkraft hergestellt wurden und dadurch die CO2-Bilanz weiter verbessern. Aufgrund der langen Sommernächte liegt die jährlich erzeugte Solarenergie tatsächlich über der Energiemenge, die weiter südlich gewonnen werden würde. Wenn die Sonne im Sommer hoch am Himmel steht, bieten die Fassaden den nötigen Sonnenschutz und machen eine künstliche Klimatisierung des Hotels überflüssig. Und in den Wintermonaten, wenn die Sonne ganz tief am Himmel steht, sorgen die grossen Fenster mit maximaler Isolierung dafür, dass die natürliche Wärme der Sonne genutzt werden kann.

Im gesamten Projekt wurden Materialien mit wenig grauer Energie verwendet. Der Einsatz von Holz als Baustoff und für die Verkleidung reduziert die ökologischen Auswirkungen des Gebäudes, und auf typischerweise energieintensive Materialien wie Baustahl und Beton wurde weitestgehend verzichtet. Ausserdem nutzt das Hotel Geothermie-Quellen, die an Wärmepumpen angeschlossen sind. Damit wird das Gebäude beheizt und somit der Energieverbrauch des Hotels weiter gesenkt.

Bei der Bauweise des Hotels wird die in der Region typische Architektur aufgegriffen.

Das Gebäude erstreckt sich vor der Küste am Fuss des norwegischen Bergs Almlifjellet.

Fotografie: snøhetta, plompmozes