Democratic Design Day 2018: Heute schon an morgen denken

Giulia Bernardi • 20.09.2018

«Navigating an uncertain world through design» lautete der Titel des diesjährigen Democratic Design Day. Sieben Referentinnen und Referenten illustrierten im Rahmen einer eintägigen Vortragsreihe, wie wir mit nachhaltigen Wirtschaftssystemen und innovativen Design-Strategien die Welt von morgen gestalten.

Unsere Gegenwart scheint so ungewiss wie unsere Zukunft: Denn Klimawandel, Ressourcenknappheit und die fortschreitende Digitalisierung stellen uns immer wieder vor neue Herausforderungen, denen es sich anzunehmen gilt.

Die Probleme unserer Zeit und mögliche Lösungswege waren auch Thema des Democratic Design Day 2018, einer jährlich stattfindenden Vortragsreihe, die am 14. September in Lugano durchgeführt wurde.

Eröffnet wurde die Reihe von der venezolanischen Wissenschaftlerin Carlota Perez, die mit ihrem Vortrag für ein intelligentes und umweltbewusstes Wirtschaftswachstum plädierte. Um dies zu erreichen, bedarf es eines neuen Lebensstils, eines «smart green – sharing – lifestyle», der durch ein entsprechendes Umdenken auf politischer und unternehmerischer Ebene gefördert werden soll. Dabei gilt es, neue technologische Errungenschaften zu nutzen und von einer produktorientierten zu einer dienstleistungsorientierten Wirtschaft überzugehen. Denn Gegenstände, die selten gebraucht werden, müssen nicht zwangsläufig Teil des eigenen Besitzes, sondern lediglich zugänglich sein. Dieser Wandel würde nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine gesellschaftliche Veränderung zur Folge haben und unseren Umgang mit Gütern und Ressourcen grundlegend verändern.

Für Perez spielt auch die Kreislaufwirtschaft eine wesentliche Rolle, für die sich ebenfalls Simon Widmer, Projektmanager bei der Ellen MacArthur Foundation, ausgesprochen hat. Denn natürliche Ressourcen sollten möglichst effizient genutzt und nicht im linearen Produktionsfluss verschwendet werden. Ausserdem sollten Produkte aus Materialien bestehen, die recycelt wurden, eine möglichst lange Lebensdauer haben oder wiederverwertet werden können.

Auf diesen drei Prinzipien basiert auch die Initiative ‹The New Plastics Economy›, die dieses Jahr von der Ellen MacArthur Foundation lanciert wurde. In Zusammenarbeit mit Unternehmen, Städten und Forschungsinstituten soll durch nachhaltigere Alternativen die Verwendung von Plastikutensilien und -verpackungen reduziert werden. Mit gutem Beispiel geht das britische Start-up CupClub voran, das Trinkbecher aus einem zellulosebasierten Material herstellt, die bis zu 1000 Mal wiederverwendet werden können. Die gebrauchten Becher werden an entsprechenden Abgabestellen gesammelt, gereinigt und wiederverteilt. Ein Tracking-System, das auf der sogenannten RFID-Technologie basiert, liefert Informationen darüber, wie oft ein Becher bereits verwendet wurde und stellt sicher, dass diese nicht frühzeitig auf Mülldeponien landen.

Daraus wird deutlich: Um solche Alternativen nachhaltig zu etablieren, müssen sowohl Unternehmensstrategien als auch das Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer verändert werden. Dazu sollen Projekte wie beispielsweise die Plattform ‹CoLab› der Agentur IDEO beitragen. Darauf kommen Unternehmen, Akademikerinnen und Designer aus unterschiedlichen Disziplinen zusammen, um gemeinsam Lösungen für bestehende Probleme oder neue Designstrategien zu erarbeiten.

Ein Beispiel für die kollaborative Strategie des Unternehmens ist das Projekt ‹Concept Kitchen 2025›. Gemeinsam mit der Lund University und der Design Academy Eindhoven hat IDEO London einen Entwurf für die Küche der Zukunft erarbeitet. Dabei wurden verschiedene globale Entwicklungen berücksichtigt, wie beispielsweise die voranschreitende Digitalisierung oder die Ressourcenknappheit. Um unnötige Einkäufe zu vermeiden, entstand die Idee, Lebensmittel nicht im Kühlschrank aufzubewahren, wo sie schnell übersehen werden, sondern auf einem offenen Regal. Letzteres wurde mit einer Induktionskühlung ausgestattet, die für eine individuelle Kühlung der Lebensmittel auf die richtige Temperatur sorgt und energiesparender ist als herkömmliche Kühlschränke.

Dies sind nur einige Überlegungen, die während des Democratic Design Day 2018 präsentiert wurden. Sie verdeutlichen jedoch, wie wirtschaftliche Systeme und althergebrachte Unternehmensstrategien durch kollaborative, interdisziplinäre Projekte und technologische Errungenschaften neu gedacht werden können. Und das Wichtigste: Intelligent designte Produkte besitzen die Fähigkeit, uns unser Nutzungsverhalten vor Augen zu führen und dieses nachhaltig zu verändern; damit wir tatsächlich schon heute an morgen denken.